Das Leben in der Gastfamilie

Guten Tag Ihr Lieben!

Schon auf dem Vorbereitungsseminar haben Christian und ich mit Mentor Peter Lange sowie Father Simon besprochen, dass es für uns eine Woche in eine Gastfamilie geht, um Kultur, Sprache und das Leben im Dorf näher kennen zu lernen und zu verstehen.
Wie abgemacht starteten unsere Tage im Dorf am Dienstag den 12.09. Ich zog das Los für Qilai, Christian für Veivatuloa. Das Ganze ging bis zum darauffolgenden Sonntag.

Dienstag, 12.09
Christian und ich frühstücken wie jeden Morgen in unserer kleinen aber feinen Küche. Es gab Brot mit Marmelade, Zuckerrohrsirup, Obst und Jogurt. Anschließend hieß es Sachen packen! Aber was sollen wir denn so alles mitnehmen? Wir entschieden uns nur für das Nötigste und beschränkten unser Gepäck jeweils einen Rucksack. Ein bisschen Unterwäsche + Socken, ein T-Shirt, ein Pullover, eine kurze Hose, eine lange Hose, ein Bula-Shirt, ein Handtuch, etwas zum Kultivieren, eine Regenjacke und das wars! Wir sind ja nicht zum Urlaub machen hier, sondern zum Lernen und Verstehen...
Nach dem Einpacken hatte ich noch ein bisschen Zeit um mich in den Workshops Welding und Kabinetmaking umzuschauen, um einen Eindruck zu bekommen wie der Unterricht hier verläuft und aufgebaut ist.
Um 16:30 Uhr kam Br. Lai, holte uns ab und wir fuhren zusammen mit Master Raj, Father Simon, Filo und Russi los. Zuerst brachten wir Christian in seine Gastfamilie. Zur Aufnahme in das Dorf und die Familie gab es gleich eine Kava Zeremonie für ihn. Es war schon dunkel als ich in Qilai ankam. Meine Familie empfing mich herzlichst und zeigt mir ihr Haus in dem ich die nächsten fünf Tage mit leben werde.
Wie ist das Haus aufgebaut und wie sieht es aus?
Die Konstruktion ist aus Holzstämmen- und Balken, das Dach aus Wellblech, die Außenfassade ebenfalls aus Wellblech und teilweise mit Brettern verkleidet. Es gibt vier Türen um das Haus zu verlassen. Aufgebaut ist das Ganze in einen Wohn-, Ess- und Schlafbereich zusammen mit Flur und Küche. Die Küche besteht aus einer großen, gemauerten Feuerstelle mit Rost zum Grillen, Braten oder Kochen. Gegenüber war eine Nische indem ein Regal stand, gefüllt mit allen Sachen, die in der Küche üblicherweise gebraucht werden. Ein Vorhang vor der Küche verhindert, dass Rauch durch den Flur in das große Gemeinschaftszimmer kommt. Der Flur ist ausgerüstet mit einem Kühlschrank und ein paar Regalen. Im Gemeinschaftszimmer stehen ebenfalls Regale und Schränke mit einem TV und drei Betten an der Rückseite. Ausgelegt ist das Zimmer mit aus Palmblättern geflochtenen Matten, der Rest des Hauses mit Teppichen. Die Toilette ist ein separates Häuschen, die Dusche ist ebenfalls getrennt vom Haus.
Meine Gastfamilie besteht aus Vater, Mutter, zwei Söhnen und vier Töchtern, zwei von ihnen sind mittlerweile ausgezogen.
Weiter im Tagesablauf... Auch für mich gibt es eine Kava Zeremonie zur Aufnahme in Dorf und Familie, stattgefunden im Hause meiner Gastfamilie, nicht in der Community Hall wie üblicherweise.
Mitternachts endete die Zeremonie und ich aß zu Abend. Das Essen bestand aus Fisch, gekocht in Kokosmilch, mit Kasava und den Blättern der Kasavapflanze. Der Geschmack der Kasava ist vergleichbar mit der Kartoffel, ebenfalls eine Wurzel, die aber länglicher und fester ist. Die Blätter sind geschmacklich ungefähr wie Mangold zu beschreiben. Nach dem Essen wird sich noch lange unterhalten, doch um 02:00 rief das Bett zur Nachtruhe.

Mittwoch, 13.09
Der Tag begann um 10:00, sanft wurde ich von meinen jüngsten Bruder Keleto geweckt. Nach dem Zähneputzen frühstückten wir gemeinsam Biskuits und drei Arten von Blechkuchen mit Lemon-Tea.
In der anschließenden Gitarrenstunde "lernte" ich drei verschiedene Griffe (G,D,C).
Danach verließen Mama und ich das Haus, stellten mich verschiedenen Familien vor, plauderten über mein Jahr in Fji und deren Erlebnisse. In der Community Hall trafen wir drei Frauen, die gerade Palmblätter zusammenrollten und zum Trocknen aufhingen. Die Blätter werden genutzt um Matten daraus zu flechten. Der gesamte Prozess dauert wirklich seeeehr lange! Erst werden die Blätter von den Palmen geschnitten, die Stacheln an Außen- und Unterseite abgeschnitten, die Blätter zusammengerollt und gekocht. Weiter geht es mit dem Auslegen und einer speziellen Technik um die Blätter zu verdrehen, die danach auf Palmfäden geschoben werden und als Pakete zum Trocknen aufgehängt zu werden. Die Trocknungphase dauert je nach Wetter circa zwei bis drei Wochen. Anschließend werden die einzelnen Blätter aufgedröselt, je nach Matte in unterschiedlich breite Streifen geteilt. Dann wird das Weben begonnen...
Nach der Einheit und dem Mittagessen bei den Frauen in der Community Hall liefen wir nach Hause, machten ein Nickerchen und tranken Tee. Das darauf folgende Abendessen bestand aus Fisch, gebraten & gekocht mit Kasava. Um halb zwölf war für mich Schicht im Schacht und ich legte mich ins Bett.

Donnerstag, 14.09
Heute ging es schon früher aus den Federn, 08:00 Uhr. Anschließend habe ich mich fertig gemacht und mit der Familie gefrühstückt. Gegessen wird, nicht wie in Deutschland gewohnt am Tisch, sondern am Boden. Es wird ein langes Tuch ausgebreitet, die Teller und die Mahlzeiten ausgebreitet und im Schneidersitz mit den Fingern oder einem Löffel gegessen. Die Frauen kochen oder bereiten das Essen vor, Papa geht auf die Plantage um Gemüse wie Kasava oder Talo zu ernten.
Ab 11:00 Uhr fuhren Mama, in Fiji "Nene", Schwester Saini, meine beiden Brüder und ich zum Fischen aufs Meer hinaus, oder eher in eine Bucht. Es war ein einfaches Holzboot ohne Motor. Mit Paddel und langen Stecken brachte man das Boot in Fahrt. In der Bucht angekommen angelten wir.
Die Angel ist folgender Maßen aufgebaut: Eine Angelschnur, die an eine Plastikflasche geknotet und aufwickelt ist. Am vorderen Ende der Schnur ist der Angelhaken mit Bleigewichten befestigt. Auf den Haken werden Garnelen als Fischfutter geschoben. Nach dem Auswerfen der Leine heißt es warten... Wenn es an der Schnur zieht muss man schnell sein. So rasch es geht zieht man die Schnur aus dem Wasser, sonst ist der Fisch wieder verschwunden. Mir gelangen heute nur drei Fischfänge, Saini und Nene waren erfolgreicher.
Um 16:00 Uhr machten wir uns wieder auf den Heimweg. Vor dem Abendessen duschte ich mich. Wie zu erwarten aßen wir Fisch mit Kasava und Reis. Einfach, aber lecker! Danach schauten wir ein wenig Rugby im TV. Um 22:00 Uhr forderte mich das Bett zum Schlafen auf.
Wie schon beschrieben stehen drei Betten im Zimmer. Das Gästebett in dem ich schlafe auf der linken Seite, das Stockbett auf der Rechten Seite. Die Männer schlafen in den Betten, die Frauen auf den Matten mit Kissen und Decken. Um die Betten herum sind Vorhänge zum Zuziehen angebracht um nachts seine Ruhe zu haben.

Freitag, 15.09
Heute weckte mich der Hahn um 8:30 Uhr. Das Frühstück erinnerte mich an deutsches Essen. Süße Hefeknödel mit Kokosmilch und Zucker gemacht, sehr sehr lecker!!! Danach wurde bei 7er Rugby entspannt, weil das Wetter nicht mit uns wollte und es nur regnete... Als Lunch hatten wir die Reste der Vortage. Nach der Stärkung ließ der Regen nach und wir machten einen Spaziergang durch das Dorf zu Verwandten und einem der drei Wasserdämme, die das Dorf mit Wasser versorgen. Kokosnüsse durfen auch nicht fehlen, also kletterte mein Bruder auf eine Kokospalme und stieß ein paar herunter. Wie die vorherig gekosteten, schmeckten auch diese hervorragend! Um die aufgenommene Power loszuwerden spielten wir zusammen mit ein paar Jungs und Mädels aus dem Dorf Rugby Touch, eine vereinfachte Version des normalen, körperbetonten Rugbys. Das anschließende Abendessen bestand aus gebratenen Fisch mit Kokosmilch und Reis. Nach schönen Gesprächen begann die Nachtruhe wie am Vortag um 22:00 Uhr.

Samstag, 16.08
Nach dem Aufstehen und Zähneputzen, frühstückten wir wie sonst auch. Heute ging es schon sehr früh zum Fischen aufs Meer. Nene, Saini, mein kleiner Bruder Keleto und ich fuhren zum Angeln hinaus. Erst sammelten wir Muscheln im sumpfigen Boden der Bucht, danach angelten wir. Doch der heutige Tag wollte kein guter Tag sein. Den ganzen Tag versuchten wir es, doch nur insgesamt 13 Fische wollten unser Abendessen werden... Außerdem holte ich mir in der prallen Hitze des Tages einen fetzen Sonnenbrand, weil ich meine Sonnencreme zu Hause vergessen habe, so ein Mist! In der angebrochenen Dunkelheit paddelten wir in unserem Boot nach Hause.
Glücklicherweise hatten wir noch ein paar Fische vom Vortag im Gefrierfach, so gab es keine Engpässe beim Abendessen. Als Vorspeise aßen wir die gesammelten Muscheln, die Hauptspeise bestand aus den gefangenen Fischen, gekocht oder gebraten, mit Reis und Kasava und deren Blätter.
Am heutigen Abend schauten wir eines der Viertelfinale der fidschianischen Rugbyliga an. Die Liga bildet sich aus den Vereinen aus Australien, Neuseeland und Fiji. Das Spiel endete um 00:00, also legte ich mich in mein Bett und versuchte zu schlafen, doch der Sonnenbrand hielt mich noch lange wach...

Sonntag, 17.09
Nach einer unruhigen Nacht, frühstückten wir wieder gemeinsam. Danach hieß es für Papa ("Nao" auf Fji), meine beiden Brüder und mich fertig machen für den Sonntagsgottesdienst um 10:00 Uhr.
Alles zogen ihre Bula-Shirts und die Sulu's an. Ein Sulu ist eine Art Rock, der traditionell getragen wird. Auch für mich wurde ein passender Sulu herausgesucht. Mein Bula-Shirt das ich dabei hatte tauschte ich gegen ein Geschenk der örtlichen Pfarrjugend aus. Es ist ein rot-weises Shirt, in den Farben der Pfarrgemeinde. Anschließend liefen wir zur Community Hall. Dort warteten wir auf den Bus, der uns zur Kirche der Pfarrgemeinde "Holy Spirit" brachte. Um 09:30 war es dann soweit, der Bus kam, alle hatten Platz darin und wir fuhren zur Kirche. Die Kirche hat einen großen Altarraum, sowie eine große Fläche auf der viele Matten ausgelegt waren, um sich hinzusetzen und den Gottesdienst zu feiern. Im allgemeinen ist die Messe ungefähr so aufgebaut wie in gewohnt. Doch gesungen wird deutlich lauter, da müssen die Kirchgänger in Deutschland schon eine gewaltig Schippe drauflegen und da ranzukommen!!
Nach der heiligen Messe traf ich Christian und quatschte mit ihm kurz über unsere Erlebnisse.
Danach fuhren wir mit dem Bus wieder nach Hause. Wir entspannten noch bis zum Mittagessen. Das Essen heute war etwas besonderes. Viele Eltern aus dem Dorf kamen, brachten Speisen mit und wir aßen zusammen ein reichlich gefülltes Mahl.
Die anschließende Kava Zeremonie meiner Verabschiedung gehört, genauso wie die der Aufnahme, zur Kultur in Fiji. Aus den umliegenden Dörfer kamen Leute um mich bei der Zeremonie zu verabschieden. Als Abschiedsgeschenke wurden mit ein Sulu und eine Muschel geschenkt. Die Muschel hat einen besonderen Stellenwert! Immer wenn wichtige Leute erscheinen, zu einem Treffen kommen oder versterben, wird diese Muschel geblasen, als Anerkennung und zum Respekt. Also ist es eine solche Muschel eine große Ehre. Die Verabschiedung begann um 15:00 Uhr, endete abends um 19:30 Uhr. Ich verabschiedete mich von allen, dankte meiner Familie für die schönen Tage bei ihnen und versprach, dass ich vorhabe noch öfter bei ihnen vorbei zu kommen.
Wieder am Ausbildungszentrum angekommen brachten Chris und ich unsere Sachen in die Zimmer, entspannten den restlichen Abend und erzählten uns viel über unsere Erlebnisse...

Die Menschen leben in sehr einfachen Verhältnissen, genießen aber ihr Leben, lachen viel, sind sehr herzlich und liebenswert!

Liebe Grüße in die Heimat!


Peter =)

Kommentare

  1. Danke, für den tollen Bericht! Es ist fast so, wie selbst dort zu sein. Super, weiter so!

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